Dr. phil. Martin Hilpert promovierte nach geisteswissenschaftlichen Studien zum Doktor der Philosophie und arbeitete zuletzt als Vortragender bei MBA-Seminaren.
Grundannahmen und Anwendungsgebiete:
Die Ansätze der Theoretische Psychologie und Soziologischen Theorie müssen miteinander verknüpft werden, um ein je nach Erkenntnisstand denkbares "Standardmodell des Menschen " entwickeln, überprüfen und für die Menschen nutzbar machen zu können. Menschliches Verhalten muss eine identische Voraussetzung haben, da andernfalls eine Kommunikation innerhalb derselben Tradition und zwischen den Kulturen gar nicht möglich wäre. Diese "identische Voraussetzung", diese im zwischenmenschlichen Umgang relevante "Formel" kann mit geeigneten Modellen empirisch nachgeprüft beziehungsweise nachgewiesen werden und zwar insbesondere im Nachvollzug der Entstehung individueller Identität, weil dabei der zu ermittelnde "Wirkzusammenhang" aktiv ist und in den Gedanken und Gefühlen der beteiligten Personen ersichtlich wird.
Die Erforschung universell wirksamen Zusammenhänge bei der Entstehung des individuellen Selbstverständnisses und des daraus resultierenden Handelns wäre wichtig, weil institutionelle Strukturen und empfohlene Strategien, die analog der relevanten Wirkzusammenhänge aufgebaut sind, die diesem entsprechen, dem Menschen gemäßer sind und deshalb erfolgreicher sein werden. Es geht folglich zum einen um die Frage wie das Selbst- und Weltverständnis (die Identität bzw. die jeweils systemisch relevante Ideengeschichte) historisch die Entwicklung der jeweiligen Gesellschaft bestimmte, zum anderen geht es um Modelle und Theorien, die darlegen wie das jeweils vorhandene eigene Selbst- und Weltverständnis in Zukunft vorsätzlich modifiziert werden könnte, um dem eigentlichen Wirkzusammenhang, der so oder so alle gesellschaftliche und individuelle Entwicklung hervorbringt, besser zu entsprechen.
Anwendbar und nutzbringend war dieser Ansatz bisher bei der Schulung von Führungskräften sowie beispielsweise bei der Begründung des Strafrechts (Handapparat Strafrecht, Uni Bremen), bei der Präzisierung der Menschenrechtsbegründung (Dissertation Matthias Josef Hucke, HU-Berlin 2008) und der besseren Beurteilung der Gewalt an Schulen (Dissertation Martin Hilpert, FU-Berlin 2003). Das Potential dieses Ansatzes ist noch nicht ausgeschöpft.
In einer globalisierten Welt lassen sich Identitätskonzeptionen nicht mehr räumlich isolieren, die jeweils ganz anderen Selbst- und Weltverständnisse prallen folglich aufeinander und müssen, dies ist gesetzmäßig, graduell unterschiedlich in "beide Richtungen" gewalthaltig sein und untereinander zur Gewalt führen. Ohne eine entsprechende Kenntnis der dabei real vorliegenden Zusammenhänge lassen sich diese Konflikte nicht auflösen und wird es keine adäquate Zukunftsgestaltung geben.
Auch in der global im Wettbewerb stehenden Wirtschaft ist systemische Optimierung eine Überlebensvoraussetzung. Je genauer man die dafür relevanten Kriterien versteht, desto effektiver können die Potentiale aktiviert werden. Das Verständnis des Menschen ist somit heute mehr denn je essentiell und geradezu von strategischem Interesse.
In der traditionellen Ethikbegründung wurde mehr oder weniger eine Diskrepanz zwischen Wollen und Sollen unterstellt. Damit menschliches Leben gelingt und eine Gemeinschaft erfolgreich ist, müsse sich der Mensch gegen seine Natur entscheiden und sich läutern, um so irgendeiner religiös-dogmatischen, weltanschaulichen oder politisch-ideologischen Moralität oder überlieferten Weisheitslehre besser zu entsprechen. Diese gängige Vorstellung ist heute nicht mehr ausreichend.
Denn spätestens mit den postmodernen Philosophien wurde dieses Muster der Ethikbegründung endgültig in Frage gestellt und schließlich kritisch als willkürlich beurteilt oder sogar vollständig abgelehnt. Aber in Ermangelung eines neuen Gesamtverständnisses wurde entweder Relativismus und damit die Unbegründbarkeit jeder Moral und Ethik behauptet oder es entstanden Extrempositionen, die alles aus der Perspektive bestimmter Randphänomene verstehen wollten und dadurch neue Formen der ideologisierten Wirklichkeitsferne und der dogmatischen Irrationalität hervorbrachten. Die sprachphilosophischen Versuche, die zuletzt sogar aus der Struktur der Grammatik eine Ethik ableiten wollten, seien hier der Vollständigkeit halber als dritter für die heutigen Fragen unproduktiver Ansatz der Ethikbegründung erwähnt.
Im Unterschied dazu wird in meinem Modell sowohl das Wollen als auch das Sollen aus >den für den Menschen konstitutiven Gegebenheiten abgeleitet<. Das Wollen und das Sollen des Menschen sind in dieser Weise verstanden eigentlich identisch. Voraussetzung für das Gelingen zwischenmenschlicher Interaktion ist aber, dass die „Gewaltmärkte“, innerhalb deren individuelle Identität unausweichlich ausgehandelt werden muss, gemäß der (in meinem Buch „Bewusstsein, Identität und Gewalt“ aus meiner Sicht skizzierten) real vorhandenen Bedingungen des Menschlichen institutionell ausgestaltet und wissenschaftlich moderiert werden. Dies mag sich sehr abstrakt anhören, im Konkreten ist es aber ganz einfach, und jeder kann es anhand seiner eigenen Lebenserfahrung nachvollziehen und sich durch empirische Befunde überzeugen lassen.
-------------------------------------------
KOSTENLOSER DOWNLOAD meines Buches „Bewusstsein, Identität und Gewalt“:
https://drive.google.com/file/d/0B2ENHLireh_pLUJhN21QdVJQTFE/edit